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Für sich sorgen
Es kann sein, dass Sie sich in Ihrer Rolle als Pflegende/-r manchmal von der Erkrankung Ihrer/Ihres Angehörigen überfordert fühlen. Möglicherweise müssen Sie mit schwierigen Gefühlen und wachsender Verantwortung klarkommen und viele neue Informationen aufnehmen. Der damit verbundene dauerhafte Stress kann sich mit der Zeit ansammeln und bewirken, dass Sie sich angespannt oder traurig fühlen.
Wer eine nahestehende Person pflegt, schiebt oft die eigenen Bedürfnisse beiseite und konzentriert sich ganz auf die Patientin. Aber es ist nicht egoistisch, auch für sich selbst zu sorgen. Im Gegenteil, es hilft Ihnen, Ihrer Rolle als Pflegende/-r besser gerecht zu werden. Noch nicht ganz überzeugt? Überlegen Sie, was Sie einer anderen Person in Ihrer Lage raten würden – vermutlich würden Sie sie ermutigen, auch gut für sich selbst zu sorgen, oder?
Hier ein paar Tipps, wie Sie für sich sorgen können:
Entspannen
Sich Zeit für Entspannung zu nehmen kann helfen, mit den Herausforderungen des Alltags und des Lebens mit fortgeschrittenem Brustkrebs fertig zu werden.1
„Entspann dich“ ist da oft leichter gesagt als getan. Aber Entspannung ist eine Fähigkeit, die wir durch Übung erlangen können. Der Trick besteht darin, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren und herauszufinden, welche für Sie die richtige ist.
Dafür gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Manche zielen eher auf geistige, andere auf körperliche Entspannung ab. Weil Körper und Geist eng verbunden sind, entspannen viele Aktivitäten Körper und Geist gleichermaßen. Hier einige Vorschläge für Dinge, die Sie ausprobieren können:
Versuchen Sie, mindestens eine entspannende Tätigkeit in jeden Tag einzubauen. Die meisten dauern nur 15 Minuten, dürfen aber gerne auch länger fortgeführt werden. Ihr Körper und Ihr Geist werden es Ihnen danken.
Den Geist entspannen
- Machen Sie Atemübungen. Eine einfache Übung finden Sie hier.
- Hören Sie beruhigende Musik. Setzen oder legen Sie sich bequem hin. Schließen Sie die Augen und lauschen Sie auf die unterschiedlichen Instrumente, die Melodien, den Refrain und die verschiedenen Strophen.
- Führen Sie eine Achtsamkeitsmeditation durch, indem Sie sich auf das konzentrieren, was in diesem Augenblick geschieht. Beobachten Sie Ihre Atmung: Ist sie schnell, langsam oder tief? Spüren Sie in Ihre Muskeln: Sind sie angespannt oder entspannt? Sie können auch den Geräuschen in Ihrer Umgebung lauschen. Was hören Sie: Verkehrsgeräusche, Kinderstimmen, Vögel oder gar nichts? Nehmen Sie die Geräusche wahr, wie sie kommen und gehen.2
- Versetzen Sie sich mithilfe von Visualisierung an einen anderen Ort. Stellen Sie sich vor, an einem Ort zu sein, an dem Sie sich ruhig und entspannt fühlen können – vielleicht an Ihrem Lieblingssee, im Wald oder in einem Garten. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Sinneswahrnehmungen. Was sehen Sie? Was hören Sie? Was riechen Sie? Was fühlen Sie? Was schmecken Sie?3
Den Körper entspannen
- Wählen Sie einige Yogahaltungen aus, die Ihnen gut tun, und üben Sie sie regelmäßig
- Machen Sie leichte Dehnübungen. Sie können Ihre Finger und Zehen, Arme und Beine oder Ihren Rumpf dehnen. Das kann auf einem Stuhl oder am Boden sein oder wo immer es für Sie angenehm ist.
- Machen Sie Muskelentspannungsübungen. Eine einfache Übung finden Sie hier.
- Wie wäre es mit einem Spaziergang durch Ihr Viertel oder einer anderen leichten körperlichen Aktivität? Dazu zählen auch Garten- und Hausarbeit!
- Lassen Sie sich eine Rückenmassage geben
- Nehmen Sie ein Vollbad, wenn Sie möchten mit Badeschaum oder ätherischen Ölen. Nehmen Sie wahr, wie das Wasser Ihren Körper umhüllt. Spüren Sie die Schaumblasen und riechen Sie das Öl.
- Trinken Sie etwas Warmes ohne Alkohol oder Koffein, zum Beispiel einen Kräutertee oder heiße Milch. Konzentrieren Sie sich beim Trinken auf das angenehme Gefühl.
Das richtige Maß
Wenn Sie körperlich aktiv sind, ist es wichtig, das richtige Maß für den Tag zu finden. Das richtige Maß bedeutet ein ausgewogenes Verhältnis von aktiven Phasen und Ruhephasen. Ruhe ist wichtig, damit der Körper sich erholen und regenerieren kann. Auch wenn der Alltag Sie auf Trab hält, denken Sie daran, dass regelmäßige Pausen dazu beitragen können, dass Sie langfristig produktiver sind.
Das richtige Maß ist auch wichtig, wenn Sie sich erschöpft oder antriebslos fühlen, was bei der Pflege von Angehörigen häufig vorkommt. Wenn Sie sich sehr müde fühlen, haben Sie wahrscheinlich keine Lust auf Aktivitäten. Versuchen Sie es mit unseren Tipps für einen gesunden Rhythmus:
- Planen Sie die Reihenfolge Ihrer täglichen Aktivitäten und erledigen Sie die wichtigsten Dinge zuerst.4
- Sortieren Sie die Aufgaben nach Zeit und Dringlichkeit. Unterteilen Sie Ihre Aufgaben in vier Kategorien: dringend, nicht dringend, wichtig und nicht wichtig. Konzentrieren Sie sich auf die Aufgaben, die wichtig und dringend sind4,5

- Teilen Sie eine Aufgabe in kleinere Unteraufgaben auf. Statt das ganze Haus an einem Tag putzen zu wollen, nehmen Sie sich nur einen Raum vor.
- Scheuen Sie sich nicht, um Hilfe zu bitten. Die meisten Menschen freuen sich, wenn sie helfen können. Überlegen Sie, welche Aufgaben Sie anderen übertragen können.6
Pflege-Burnout vorbeugen
Andere Menschen zu pflegen kann sehr anstrengend sein. Wenn Sie nicht gut für sich sorgen, kann sie sogar zum Burnout führen. Pflegende mit Burnout sind körperlich, emotional und geistig ausgebrannt durch die Belastungen der Pflege einer/eines Angehörigen. 7 Mögliche Burnout-Symptome pflegender und betreuender Menschen sind chronische Erschöpfung, Stress, Ängste und Depression. Nachstehend einige Tipps zur Vermeidung eines Burnouts:
- Achten Sie auf Ihre Gefühle. Es kann eine gute Idee sein, sie in einem Tagebuch festzuhalten.6 Achten Sie auf Anzeichen von Depression oder Angstgefühlen. Wenn diese länger als zwei Wochen anhalten, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt darüber.6
- Nehmen Sie sich Zeit für positive, Ihnen gut tuende Dinge. Versuchen Sie es beispielsweise mit Musik hören, Spazierengehen, Tagebuch führen, Ihrer Lieblingsserie oder Meditation.
- Planen Sie Aktivitäten mit Familie und Freunden.
- Nehmen Sie sich Zeit für gutes Essen, Sport, Entspannung und dafür, das Leben zu genießen.8 Wenn Sie eine Pause brauchen, können Sie Entlastungspflege in Anspruch nehmen, und sei es nur für ein paar Stunden am Tag.8
- Es ist wichtig, einen Sinn in dem zu sehen, was Sie tun.9 Vielleicht können Sie Dankbarkeit empfinden, für die andere Person da sein zu können?6 Vielleicht verbessert sich Ihre Beziehung sogar: schwere Zeiten können Menschen einander näher bringen. Wenn Sie einen Sinn darin sehen, kann Ihnen die Pflege dadurch leichter fallen.6,9
- Sorgen Sie dafür, dass Sie jemanden zum Reden haben. Das kann ein Freund, jemand aus Ihrer Familie, ein/e Therapeut/in oder eine Selbsthilfegruppe sein.6
- Überlegen Sie, ob ein Kurs für pflegende Angehörige etwas für Sie sein könnte.3 Viele Einrichtungen bieten Workshops und Kurse (online oder vor Ort) für pflegende Angehörige an.4 Darin werden viele Themen behandelt, zum Beispiel Stressreduktion, Entscheidungsfindung, gute Kommunikation mit Ärzten und Vorbeugung gegen Pflege-Burnout.10 Sie können im Internet nach Pflegekursen suchen oder sich direkt an die Einrichtungen wenden
- Lernen Sie andere pflegende Angehörige kennen. Oft kann es hilfreich sein, Menschen kennenzulernen, die in einer ähnlichen Lage sind.11 Auch wenn jede Erfahrung einzigartig ist, kann es gut tun, sich mit anderen auszutauschen – und unter Umständen dazu beitragen, dass Sie sich weniger allein fühlen. Es kann auch sein, dass Sie lernen, Ihre Pflegerolle besser anzunehmen. Selbsthilfegruppen finden Sie im Internet oder über diese Kontaktadressen
Fazit: Versuchen Sie nicht, alles alleine zu schaffen. Schaffen Sie sich ein unterstützendes Netzwerk und bitten Sie bei Bedarf um Hilfe.
ZITATE
- National Cancer Institute. Facing forward: life after cancer treatment. https://www.cancer.gov/publications/patient-education/life-after-treatment.pdf. Abgerufenam 4. November 2019.
- HelpGuide.org. Benefits of mindfulness. A Harvard Health Article. https://www.helpguide.org/harvard/benefits-of-mindfulness.htm. Abgerufen am 23. September 2019.
- MentalHelp.net. Visualization and guided imagery techniques for stress reduction. Stress. https://www.mentalhelp.net/stress/visualization-and-guided-imagery-techniques-for-stress-reduction/. Abgerufen am 23. September 2019.
- Goodman S, Rabow M, Folkman S. Orientation to Caregiving: A Handbook for Family Caregivers of Patients With Brain Tumors. 2nd ed. San Francisco, CA: University of California, San Francisco; 2013..
- Covey, SR, Merrill, RA, Merrill RR. First Things First. New York, NY: Simon and Schuster, 1994.
- National Cancer Institute. Support for caregivers of cancer patients. About Cancer. https://www.cancer.gov/about-cancer/coping/caregiver-support. Abgerufen am 6. September 2019.
- Cleveland Clinic. Caregiver burnout. Health Library. https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/9225-caregiver-burnout. Abgerufen am 6. September 2019.
- Health in Aging Foundation. Tips for avoiding caregiver burnout. HealthinAging.org Tip Sheet. https://www.healthinaging.org/sites/default/files/media/pdf/HIA-
- National Cancer Institute. Caring for the Caregiver. Bethesda, MD: National Cancer Institute; 2014. NIH publication 14-6219.
- Family Caregiver Alliance. Powerful tools for caregivers. Caregiver Education. https://www.caregiver.org/powerful-tools-caregivers-4. Abgerufen am 8. September 2019.
- American Cancer Society. Caregiver resource guide: caring for a love one with cancer. https://www.cancer.org/content/dam/cancer-org/cancer-control/en/booklets-flyers/american-cancer-society-caregiver-resource-guide.pdf. Abgerufen am 4. November 2019.